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Am Ball geblieben – Recycelte Sneaker aus alten Fußbällen

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INTERVIEW | Aus natürlichen Rohstoffen hergestellte Fußbälle werden zur Inspiration für vegane und fair produzierte Sport- und Freizeitschuhe

Bei ethletic haben Moral, Ethik und Nachhaltigkeit Priorität, das sagt bereits der Name. Das Endresultat: sportliche Schuhe aus Naturlatex und Biobaumwolle, die sich sehen lassen können. Mehr über das Label erfährst du im Interview mit CEO Marc Solterbeck.

Nachhaltige-Mode.de: ethletic produziert nachhaltig sportliches Schuhwerk. Bitte stell doch einmal kurz die Marke vor und für was sie steht.

MARC SOLTERBECK: ethletic wurde in den 90‘er Jahren gegründet und ist in erster Linie ein Fairtrade-Projekt. In der Nachhaltigkeits-Szene gilt das Unternehmen als Pionier, wenn es um umweltbewusste Herstellung und Entwicklung nachhaltig-gefertigter Sneaker geht.

Wie ist die Idee, das Label zu gründen, entstanden?

ethletic verdankt seine Entstehung der Fussballweltmeisterschaft 1998, als Bürgerrechtler aus Asien behauptet haben, dass die WM-Spielbälle teilweise von Kindern gefertigt wurden. Um dem entgegen zu wirken, suchten die Firmengründer Dr. Martin Kuns und James Lloyd nach einer Fabrik in Pakistan, die nach Fairtrade-Richtlinien produziert. Die Produktionsstätte „Talon Sports“ in Sialkot ist der ideale Partner für die Herstellung fair-produzierter Fussbälle. In diesem Zuge entstand ethletic, wobei der Markenname sich von dem Wort Ethik ableiten lässt.

Von Beginn an wurde dafür gesorgt, dass die Fussbälle aus nachhaltigen und fair-gehandelten Rohstoffen wie Naturgummi und Biobaumwolle hergestellt wurden. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass man aus den gleichen Materialien auch Sneaker herstellen kann und so begann die Brand nachhaltige und faire Sneaker zu produzieren.

nachhaltige Sneaker recycelt

Bei ethletic werden vegane Materialien verwendet, auch aus nachwachsenden Rohstoffen. Woraus bestehen die Schuhe genau?

Die Schuhe werden ausschließlich aus Naturlatex und einem Biobaumwollgewebe bzw. Laminaten aus Biobaumwolle und Naturlatex hergestellt. Nur die Ösen und Garne bestehen nicht aus den genannten Rohstoffen. Selbst beim Klebeverfahren wird auf synthetische Stoffe verzichtet. Stattdessen werden die Sneaker durch den Prozess der „Vulkanisation“ von Naturlatex verklebt.

Auf eurer Homepage erklärt ihr die Produktionsschritte eurer Artikel, aber wie kontrolliert ihr die einzelnen Schritte auf Nachhaltigkeit?

Wie zuvor erwähnt sind wir in erster Linie ein Fairtrade-Projekt und versuchen unter diesem Aspekt, sofern es die Bedingungen in Asien erlauben, ökologisch und nachhaltig zu arbeiten. Unter anderem haben wir dafür gesorgt, dass die Baumwolle, die wir für die Sneaker benötigen, lokal in Pakistan produziert wird und nicht wie zuvor aus Indien eingekauft wird. Gemeinsam mit den Partnern vor Ort, hat ethletic die erste Fairtrade-Biobaumwoll-Kooperative in Pakistan ins Leben gerufen. Uns ist bewusst, dass wir Fairtrade-Projekte nicht nach Europa holen können, aber wir können unsere Erfahrungen und Verbesserungen nach Asien vermitteln und dafür Sorge tragen, dass die Lieferketten und die Gewinnung der Materialien Schritt für Schritt nachhaltiger gestaltet werden.

nachhaltige Fashion label
Marc Soterberg, CEO bei ethletic

Um auf die Frage, wie wir Nachhaltigkeit kontrollieren, zurückzukommen: In erster Linie wird die Einhaltung der Kriterien durch die Siegelorganisationen, wie Fairtrade oder FSC bzw. durch deren Kontrollorgane gewährleistet. Die Kontrollen sind inzwischen so professionell geworden, dass sie für einige Produzenten durch die enormen Anforderungen zu einer richtigen Belastung geworden sind. Dieses Kontrollsystem stellt für uns die Vertrauensbasis dar. Dennoch kontrollieren wir auch selbst und besuchen die Produzenten und Erzeuger vor Ort, um die nachhaltige Produktion zu gewährleisten. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür und weiß woher die Rohstoffe und Erzeugnisse schlussendlich kommen, die wir unseren Kunden anbieten, bevor neue Lieferanten Teil unseres Herstellungsprozesses werden, statten wir den Fabriken einen Besuch vor Ort ab. Oft müssen wir feststellen, dass die Arbeits- und Umweltbedingungen des Betriebes trotz Siegel nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Aufgrund dessen müssen wir diesen Lieferanten eine Absage erteilen bzw. sie erhalten eine Liste mit Auflagen, die erfüllt sein müssen, um Teil der Lieferkette bei ethletic werden zu können.

Wie stehst du zum Thema Recycling und Ressourcen-verschwendung und wie geht die Marke dagegen an?

fair Fashion #whomademyclothes
Fozia Bibi, Mitarbeiterin bei ethletic

Für diese Frage bin ich kein gutes Beispiel, denn ich bin ein ausgesprochener Gegner des Recyclen von Plastik. Mir ist bewusst, dass PVC teilweise einen besseren Co2 Footprint hat, als einige Naturrohstoffe. Jedoch nur, weil etwas mit „recyclebar“ gekennzeichnet ist, sollte es nicht die Neuproduktion von Plastik rechtfertigen. Plastik wurde erfunden, weil es praktisch und lange haltbar ist. Jedoch ist genau das der Nachteil, es verschwindet eben auch nicht mehr. Deshalb sehe ich im Recyclen keinen nachhaltigen Prozess. Unsere Produkte sind aus diesem Grund ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen gefertigt, die irgendwann wieder in den Biokreislauf zurückfließen können. Unser Motto lautet „Cradle to Cradle“: Alle Neuentwicklungen unserer ethletic-Produkte sind auf diese Philosophie ausgelegt und wir sind optimistisch, dass wir 2021 schon die ersten Modelle dieser neuen Generation vorstellen können.  

Ist es euch gelungen, die Sustainable Development Goals im Unternehmen umzusetzen?

Ich denke wir sind den SDGs weit voraus und ich würde sogar so weit gehen und  sagen, dass die geforderten Standards in der DNA von ethletic fest verankert sind. Als Brand können wir zwar keine Armut beenden, aber wir können versuchen, die Lebensumstände zu verbessern. Dennoch würde ich meinen, dass wir den Zielen der SDGs mehr als entsprechen und dem auch schon weit vor 2017 entsprochen haben.

Wo kann man euch und eure Sneaker finden?

Unsere Produkte sind natürlich direkt über unseren Onlineshop ethletic.de erhältlich. Hier geben wir jedem Käufer die Möglichkeit, ein Trinkgeld an den jeweiligen Näher oder die jeweilige Näherin zu senden. Darüber hinaus sind wir seit Beginn des Jahres bei fast jedem großen Online Retailer, sowie bei zahlreichen nachhaltigen Onlineplattformen zu finden.
Außerdem  sind wir bei ca. 250 Einzelhändlern in Europa gelistet, sowie in vielen Weltläden.
Auf unserer Homepage findet ihr eine Übersicht zu den Shops.

In eurem Blog berichtet ihr viel über aktuelle Themen. Was ist dem Label heute und in Zukunft besonders wichtig?

In Anbetracht der Corona-Krise wird unser Fokus kurzfristig darauf liegen, mehr als zuvor, auf die Notwendigkeit von Solidarität gegenüber den Produzenten unserer Produkte hinzuweisen. Die Corona-Krise wird verheerende Auswirkung auf die Erzeuger von Rohstoffen und Produzenten haben, so dass wir uns verantwortlich fühlen, darauf aufmerksam zu machen und für Solidarität zu werben.

Mittelfristig werden wir unsere Produkte so umarbeiten, dass diese vom Konsumenten nach Gebrauch an uns zurückgeschickt werden können und wir diese dann fachgerecht in Biomasse zurückverwandeln. Denn wir sind der Überzeugung, dass wir als Produzent auch die Verantwortung für die Konsumgüter nach dem Gebrauch übernehmen müssen.


Ein Beitrag von: Marlit Kumpf
Bilder: ethletic

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