Alte Kleidung wiederverwerten, Überproduktion stoppen

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Mit diesen zwei zentralen Schwerpunkten kämpft Swedish Fall für mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie.

Fast jedes fünfte Kleidungsstück wird zurückgeschickt! Unfassbar oder? Da scheint ein nachhaltiges Retourenmanagement unabdingbar. In Deutschland sind noch rund 40% der weggeworfen Retouren verwendbar. Nachhaltig ist dieses Wegwerfverhalten nicht.
Das deutsche Unternehmen Swedish Fall kann man sich bei diesem zentralen Problemen als Vorbild nehmen. Ihnen ist ein Kreislaufsystem innerhalb der Modewelt wichtig. Aber nicht nur unzählige Retouren stellen ein Problem Modeindustrie dar, auch die Überproduktion spielt eine zentrale, umweltschädigende Rolle. Wie Swedish Fall Überproduktion vermeidet und warum es wichtig ist “den Kreislauf zu schließen”, erklärt dir Silja, Mitgründerin von Swedish Fall, im heutigen Interview.

Nachhaltige-mode.de: Swedish Fall – was war die Inspiration für den Namen des Labels?

Silja Stallbaum, Mitgründerin von Swedish Fall: Die Entstehungsgeschichte des Namens Swedish Fall hat tatsächlich einen außergewöhnlichen Hintergrund: Der Name “Swedish Fall” ist eine Cheerleading-Pyramide. Wir, die Gründerinnen, waren damals aktive Cheerleader an unserer Uni und da ist der Name einfach in unseren Köpfen geblieben. Außerdem hat er sehr gut zu uns als Mode-Marke gepasst. Der Name bleibt einfach im Gedächtnis hängen!

Nachhaltigkeit und Fair Fashion sind in skandinavischen Ländern wie Schweden längst etablierte Themen. Kann Deutschland und unsere Modeindustrie deiner Meinung nach da schon mithalten?

Ich würde sagen, dass Schweden uns definitiv einen Schritt voraus ist, was das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Fair/Smart Fashion angeht. Dennoch haben sich in den letzten Jahren auch sehr viele deutsche Modemarken – groß und klein –  der Nachhaltigkeit verschrieben. Zum Teil aus Eigeninitiative der Gründer*innen, zum Teil aber auch einfach aufgrund des Drucks von Kund*innen oder Investierenden. Zwar stehen viele Unternehmen noch ganz am Anfang der Entwicklung, aber man merkt deutlich, dass die Erkenntnis, das sich etwas ändern muss, definitiv gestiegen! Den größten Aufholbedarf hat die Modeindustrie vermutlich in der fairen & nachhaltigen Produktion und im Retourenmanagement.

Stichwort Nachhaltigkeit: Wodurch schafft Swedish Fall eine nachhaltige Produktions- und Lieferkette?

Bei Swedish Fall fokussieren wir uns auf zwei wichtige Faktoren: “Überproduktion stoppen” und “Wiederverwertung alter Kleidung unserer Kund*innen” “. Ersteres bedeutet, dass wir auf Seiten unserer Supply Chain und Produktion komplett neu denken. Uns ist es wichtig, dass wir niemals zu viel produzieren bzw. überproduzieren. Das vermeiden wir, indem wir unsere Kund*innen vor jeder Produktion und vor jedem neuen Produkt-Launch fragen, wie sie das Produkt finden, welche Farben präferiert und welche Größen am meisten getragen werden. Kontinuierlich starten wir solche Umfragen und sammeln mit jeder Umfrage zwischen 1000 und 10.000 Kunden-Feedbacks ein. Mit diesem können wir dann sehr präzise voraussagen, ob und wieviel von diesem Produkt produziert werden sollte. Wir konnten dank unserer Umfragen sogar schon häufiger “Ausrutscher-Produkte” eliminieren, die kurz vor der Produktion standen, aber scheinbar niemals ein Bestseller hätten werden können. Außerdem tragen unsere Produkt-Umfragen stark dazu bei, dass unsere Kund*innen sich involvieren und engagieren und somit ein wichtiger Teil der Marke werden.

Den Kreislauf schließen” lautet Swedish Falls Motto. Wie genau erreicht ihr das und was können Kund*innen dafür tun?

Genau, hier geht es nämlich um die Wiederverwertung alter Kleidung unserer Kund*innen! Wir ermöglichen es unseren Kund*innen mit jedem gekauften Swedish Fall Produkt, ein altes Kleidungsstück aus ihrem Kleiderschrank an uns zurückzusenden. Wir übernehmen das Recycling oder schenken dem Kleidungsstück ein neues Leben. Der Sinn dahinter ist in erster Linie, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie viel Kleidung eigentlich nutzlos herumliegt und nie getragen wird. Durch dieses Konzept verhelfen wir unseren Kund*innen zum Umdenken und werfen die Frage auf: “Brauche ich das jetzt wirklich? Und was passiert eigentlich mit meinen ganzen Kleidungsstücken, wenn ich sie nicht mehr habe?” Think before you buy!

Unser Endziel ist, in Zukunft durch innovative Recycling-Prozesse aus alter Kleidung neue Kleidung entstehen zu lassen, sodass niemals mehr neue Ressourcen angeknipst werden müssen. Die Recycling-Industrie hat zwar noch einen langen Weg vor sich, aber wir sind uns sicher, dies wird in wenigen Jahren der Fall sein. Würde dann die gesamte Fashion-Industrie einen ähnlichen Weg wie wir einschlagen, können wir “den Fashion-Kreislauf” komplett schließen.

Ressourcen schonen ist ein wichtiger Aspekt des Umweltschutzes. Aber wie sieht das mit Mikroplastik in recycelten Fasern aus? Siehst du das als Problem?

Kleidung, die Kunststoffgewebe enthält, verliert bei jeder Wäsche leider winzige Plastikfasern, die in Gewässern und im Meer enden können. Da die Sportswear-Industrie viel mit Polyester arbeitet, kann man als Konsumierende*rdarauf achten, seine Sportswear-Produkte mithilfe von feinmaschigen Polyamid-Beuteln zu waschen, die feine Faserteilchen auffangen können. Außerdem neigt man dazu, seine Sportswear viel zu häufig zu waschen. Man kann also darauf achten, seine Kleidung nur so oft wie nötig zu waschen.

Auf der Homepage hat Swedish Fall eine Recycling-Kollektion angeteasert. Was kannst du uns darüber schon vorab verraten?

Aktuell ist die Recycling-Industrie zwar noch nicht so weit, um aus alter Kleidung neue Kleidung entstehen zu lassen, aber wir können zumindest schon unsere Kleidung aus recycelten PET-Flaschen herstellen! Unser Ziel ist es, unsere kommenden Kollektionen ab 2021 aus diesen Plastikflaschen anfertigen zu lassen, um weniger Ressourcen zu verschwenden.

Wenn dich das interessiert hat, lies gerne auch: Eins mit den Wellen – Bio-Bademode aus recycelten Stoffen

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Bilder: Swedish Fall und mondaythestudio

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