Headerbild Wer trägt die Kosten für billiges Leder?

Wer trägt die Kosten für billiges Leder?

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Giftige Chemikalien, die offen herumstehen, veraltete Maschinen, fehlende Schutzkleidung, das ist Alltag in vielen Gerbereien Südasiens. Wer hier geboren wird, hat kaum eine Chance diesem Schicksal zu entgehen. Für die meisten heißt es entweder gerben oder hungern und das schon in sehr jungem Alter.

Durch die Globalisierung haben viele Unternehmen ihre Produktion in Billiglohnländer wie Indien, Bangladesch oder China verlegt. Sie schließen Verträge mit Fabriken vor Ort, die schnell, billig und in Massen produzieren. Fehlende Umweltauflagen, niedrige Löhne, lange Arbeitsschichten und wenig Investitionen in die Infrastruktur der Fabrikgebäude und Sicherheitsmaßnahmen machen die Produktion hier so lukrativ. Ein Recht auf Gewerkschaften gibt es für die Arbeiter hier nicht, bessere Möglichkeiten Geld zu verdienen auch nicht. Dazu kommt die enorme Umweltverschmutzung in der Produktion durch giftige Chemikalien bei der Herstellung oder beim Bearbeiten der Stoffe. So steht die Modeindustrie in der Liste der umweltschädlichsten Industriezweige auf Rang 2 direkt hinter der Ölindustrie.

Die Lederindustrie gehört zu einem der Zweige, bei denen Umweltverschmutzung und giftige Chemikalien ein massives Problem sind. Denn ein Großteil des Leders wird mit dem Schwermetall Chrom gegerbt. Das geht schneller und ist wesentlich günstiger, als pflanzliche Gerbung und macht das Leder zudem leichter und reißfester. Die Chrom III Salze, die das Rohleder haltbar machen sollen, sind als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Doch ohne aufwändige Kontrollen kann daraus Chrom VI entstehen. Chrom VI, das in Deutschland verboten ist, gilt als giftig und krebserregend und kann bei Kontakt Hautschädigungen und Allergien hervorrufen. Reichert sich Chrom in großen Mengen im Boden an, beeinflusst es das Wachstum von Pflanzen. Für Fische und Mikroorganismen im Wasser ist es höchst giftig. Besonders gefährlich für Menschen ist Chrom in Form von Staub. Auf längere Zeit verursacht es so schwere Atemwegserkrankungen.

Leder auf Kosten der Umwelt…

Da die Nachfrage nach billigen Lederwaren steigt, kommt ein Großteil des Leders aus Gerbereien in Indien, Bangladesch oder China. Hier gibt es keine Umweltauflagen für das Gerben. Die giftigen Abwässer aus den Gerbebecken, in denen die Häute in einer Mischung aus Chemikalien und Wasser haltbar gemacht werden, fließen ungefiltert in die umliegenden Gewässer geleitet. So gelangen neben dem Chrom auch andere giftige Chemikalien in Boden, Gewässer und Grundwasser. Laut einer Studie der Schweizer Stiftung Greencross ist Hazaribagh ein Stadtteil von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch und einer der Hauptproduzenten von billig gegerbten Leder, einer der giftigsten Orte der Welt.

…und der Arbeiter

Neben der starken Umweltbelastung sind die Chemikalien auch für die Arbeiter gefährlich, denn Schutzkleidung gibt es in den Gerbereien nicht. Die Arbeiter laufen barfuß in den Chrombecken herum. Viele von ihnen leiden schon früh an Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Lungenkrebs. Auch das Entfernen der Haare von den Häuten, führt zu gesundheitlichen Problemen bei den Arbeitern. Denn aus den Chemikalien, die dazu verwendet werden, entsteht unter anderem Schwefelwasserstoff. Ein Nervengas, dass in hoher Konzentration starke Schleimhautreizungen hervorruft und sogar lebensgefährlich sein kann. Für die Arbeit an den oft veralteten Maschinen gibt es ebenfalls keine Schutzkleidung, sodass einige Arbeiter Finger oder sogar Hände dabei verlieren. Dazu kommt, dass auch Kinder in einigen Gerbereien arbeiten. Eine Alternative gibt es für die meisten Menschen hier nicht.

Woher stammt das Leder?

Das Rohleder, dass in den Gerbereien verarbeitet wird, stammt oft von geschmuggelten Rindern aus Indien. Dort sind die Kühe heilig und deshalb auch sehr günstig, da sie keinen Wert für die Fleischindustrie haben. Wenn sie nicht schon in Indien illegal geschlachtet werden, bringen Schmuggler sie heimlich über die Grenze nach Bangladesch. Wenn die Kühe dort ankommen, sind sie meist erschöpft, haben kleinere Verletzungen wie gebrochene Schwänze oder offene Wunden von den langen Transporten auf engem Raum. Die auf dem Viehmarkt verkauften Kühe werden direkt zum Schlachten gebracht. Geschlachtet wird traditionell halal, denn Bangladesch ist ein muslimisches Land. Nach dem Ausbluten oder zum Teil auch währenddessen, werden die Tiere gehäutet, sodass das Leder schnellstmöglich weiterverarbeitet werden kann.

“Made in” sagt nichts über die Herkunft aus

Das fertige Leder wird nach dem Gerben anschließend zur Weiterverarbeitung fertiggemacht. Ob für Schuhe, Taschen oder Gürtel, Möbel oder die Innenausstattung von Autos, das billige Leder aus den Gerbereien Bangladeschs findet in vielen Waren Verwendung. Auf den wenigsten Produkten wird die Herkunft des Leders angegeben. Lediglich die letzte Verarbeitungsstelle muss angegeben werden. So steht bei vielen Lederwaren made in China oder made in Italy im Etikett, während das Leder in beiden Fällen aus den gleichen Gerbereien stammt. Die fehlende Transparenz über den Ursprung führt dazu, dass die Konsumenten kaum nachvollziehen können, wo und wie die Sachen produziert wurden. Dazu kommt, dass viele Unternehmen ganze Produkte bei Zwischenhändlern in Auftrag geben. So kennen selbst die Unternehmen am Ende nicht alle Produktionsstandorte und Fabriken.

In der ZDF Doku „Gift auf unserer Haut“ erfährst du mehr über die Lederproduktion in Asien.

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