Für ein gutes Körpergefühl – handgefertigte, vegane Lingerie aus Wien

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INTERVIEW | Die handgefertigte Lingerie aus Wien kann nicht nur zu einem positiveren Körpergefühl beitragen, sie fühlt sich auch gut auf dem Körper an.

Das Tragen hochwertiger und schöner Unterwäsche kann einen positiven Einfluss auf unser Körperbewusstsein nehmen. Damit man sich in der Lingerie auch so richtig wohlfühlt, sind angenehme Materialien und die richtige Passform das A und O. Darauf legt Daniela Paradeis großen Wert: Die Lingerie fertigt sie selbst in ihrem Atelier in Wien, achtet dabei auf umweltfreundliche Materialien und die individuellen Größenangaben ihrer Kund*innen.

Wie Daniela dazu kam, eigene Lingerie herzustellen, was ihre Kollektionen auszeichnet und was ihr noch am Herzen liegt, erfährst du von ihr im Interview.

Nachhaltige-mode: Daniela, dein Unternehmen steht für nachhaltige Lingerie und Loungewear. Seit wann gibt es euch und wie kam es dazu?

Nach fast 10 Jahren in der Lingerie- und Swimwearindustrie als Designerin und Schnittdirektrice wollte ich meine ganz eigenen Kollektionen verwirklichen. Ich habe für einige Firmen nicht nur Dessous, Nacht-, Lounge- und Swimwear designed, sondern auch als Schnitttechnikerin Protoypen für neue Produkte erstellt und diese Schnitte bis zur Produktionsreife entwickelt. Dabei konnte ich unterschiedlichste Erfahrungen in der Branche sammeln und viele verschiedene Einblicke hinter die Anfertigung glamouröser Bekleidung gewinnen. In Asien und Europa habe ich nicht nur Produktionen gesehen, die menschenunwürdige Arbeitszustände hatten. Sondern auch, wie lieblos vermeintliche Luxus-Produkte dort erzeugt, gelagert und verpackt werden. Ich war aber auch in Fabriken, in denen ich selber gerne an der Nähmaschine gesessen wäre und wo mit viel Liebe, Tradition und Handwerkskunst die Stücke angefertigt wurden.

Ich wollte alle meine Erfahrungen nutzen und die für mich beste Kombination zu meinem Traumjob machen. Nach wie vor arbeite ich mit größeren Firmen oder ganz jungen Start-ups, die (design-)technische Unterstützung benötigen, zusammen, kümmere mich von der Idee bis zum Versand um meine eigenen Kollektionen und empfange auch auf meiner Couch im Wiener Atelier Kund*innen, die spezielle Wünsche haben und gerne ganz einzigartige Stücke nach Maß wollen. Für mich die perfekte Mischung aus Design, Technik, Handwerk und abwechslungsreichem Kundenkontakt.

Daniela Paradeis in Ihrem Atelier (Bild: Daniela Paradeis).

Was muss ein Lingerie-Teil allgemein erfüllen, damit es in deinen Augen nachhaltig ist und sich die Träger*innen darin wohlfühlen?

Für mich war es wichtig, dass die Materialien, die ich nutze, nicht zweimal um den Globus transportiert werden müssen, bis sie bei mir verarbeitet und wieder in die Welt hinausgeschickt werden. Oft werden Fasern zu Garnen und dann zu Stoffen an drei verschiedenen Orten gemacht, bevor sie überhaupt endausgerüstet/bedruckt, zugeschnitten und zu fertigen Kleidungsstücken weiterentwickelt werden können. Ich wollte zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem ich selbst für die weitere Verarbeitung verantwortlich sein kann, Transportwege so kurz wie möglich halten. Meine Einfassbänder etwa kommen alle aus dem Norden Wiens, die Stoffe zu 90% aus Österreich.

Da alle Verarbeitungsschritte von mir selbst durchgeführt werden, kann ich die Materialien so abfallsparend wie möglich verwenden und bestmöglich auf Kund*innen-Anfragen, Feedback und Ideen eingehen, damit sich die Träger*innen in den Stücken besonders wohl fühlen. Wenn man kleine schnitt- oder verarbeitungstechnische Individualisierungen anbieten kann, vermeidet man Retouren und nichts ist nachhaltiger als ein Kleidungsstück, in dem man sich so wohl fühlt, dass man es nie wieder hergeben möchte.

Was heißt Nachhaltigkeit für dich und wie zeigt sich dieses Verständnis in deinen Kleidungsstücken und den Unternehmensprozessen?

Durch meine Erfahrung in großen Firmen wollte ich für mein eigenes kleines Label einen für mich stimmigen Prozess entwickeln:

  • Nachhaltig ausgesuchte, vegane Materialien: Meine Stoffe stammen zu 90% aus Lagermaterialien aus der Industrie, die aufgrund von Überproduktion, Fehlern oder Stornierungen nicht mehr für ihren ursprünglichen Gebrauch verwendet werden können. Ich bin seit 23 Jahren Vegetarierin und lebe seit 7 Jahren so gut es geht vegan. Für Luxus-Lingerie wird oft Seide oder Wolle verwendet – ich wollte gänzlich tierfreie Luxus-Lingerie entwickeln.
  • Möglichst wenig Abfall produzieren: Selbst die kleinsten Trägerbandreste können für Trägerschlaufen verwendet werden. Ich habe seit 6 Jahren eine kleine Kiste mit Einfassbandresten, die nie voller wird, weil ich für diese immer neue Verwendungen finde. Bei made to order Stücken wird maximal zweilagig zugeschnitten. Das heißt es kann nicht nur möglichst platzsparend zugeschnitten, sondern auch fehlerhaftes Material wunderbar aufgebraucht werden, weil man einfach herum schneiden kann ohne viel Stoff zu verschwenden.
  • Fair und nachhaltig produziert: Das bedeutet für mich, dass ich selbst das Stück vom Anfang bis zum Ende fertige, so kann man wunderbar auf individuelle Bedürfnisse eingehen, Transporte vermeiden und sichergehen, dass die Stücke nicht aus einem Sweat-Shop kommen.
  • Die kürzesten Transportwege wählen: Meine Lingerie und Swimwear wird zwar in die ganze Welt verschickt, trotzdem war es mir wichtig, dass zumindest die Materialien und das Zubehör vor dem Versand nicht um den halben Globus reisen müssen. Alle meine Einfassbänder kommen aus Österreich und auch 90% der Stoffe.
  • Spezielle Services für langjährige Stammkund*innen: Oft biete ich für besonders treue Kund*innen ein Upcycling ihrer alten Stücke an, damit sie sich in den Teilen wohlfühlen, die sie tragen müssen, wenn ihre Teile aus meinen Kollektionen gerade in der Wäsche sind.

Die meisten nachhaltigen Dessous sind zwar super öko, aber nicht unbedingt hot. Mein Anspruch an meine Kollektion war es außerdem, sie nicht nur fair und vegan, sondern gerade deswegen auch sexy zu kreieren.

Die Lingerie von Daniela Paradeis entsteht in liebervoller Handarbeit (Bild: Daniela Paradeis).

Welche Stoffe nutzt du für die Lingerie und woher beziehst du diese?

Die meisten Stoffe für meine Lingerie und auch die Bademode sind sogenannte Dead-Stock Materialien. Stoffe, die bei Dessous oder Swimwear Firmen aufgrund von Überproduktion, Fehlern oder Stornierungen im Lager darauf warten, eines Tages entsorgt zu werden.

Einzig die Stickerei der Hey Sugar Mama, come and dance with me!-Kollektion habe ich bei einer Großhändlerin gekauft, weil sie einfach so schön ist. Bio-Baumwolle und Tencel als Futter kaufe ich von einem GOTS und fair for life zertifizierten Händler, der garantiert, dass die Stoffe fair und nachhaltig produziert wurden, vom Baumwollfeld über die Färbung bis zum Händler. Ist ein Stoff aufgeschnitten, ist er meist auch nicht mehr verfügbar, was die Kollektionen nicht nur nachhaltig, sondern auch exklusiv und limitiert macht.

Du stellst die Lingerie „en demand“ in Wien her. Nimm uns einmal mit in dein Atelier und stell uns den Prozess vor, von den Rohstoffen bis zur fertigen Daniela Paradeis-Lingerie.

Wird ein Stück aus dem Webshop bestellt, wird erst einmal in der gewünschten Größe zugeschnitten. Manchmal gibt es eine Anfrage nach einer kleinen Individualisierung, wenn zum Beispiel eine Größe nicht gefunden werden kann oder man besondere Anforderungen hat. Die Stoffe und Materialien lagern bei mir im Atelier und auch die (individualisierten) Schnitte sind immer griffbereit. Zugeschnitten wird ein- oder bei gespiegelten Schnitteilen zwei-lagig mit einem Rollmesser, das ist am genauesten. Träger, Strapse und Harnesse werden oft auch on demand zum passenden Teil gefertigt, damit das Lager nicht zu voll wird und die Stücke immer quasi direkt von der Nähmaschine kommen. Ich fertige die Stücke mit nur zwei Nähmaschinen, eine alte Haushaltsnähmaschine, die einfach den besten Transport hat und eine Overlock Maschine. Ist ein Teil vollendet, packe ich es in Seidenpapier, stecke eine kleine Aufmerksamkeit dazu und mit Sticker und Postkarten wird es liebevoll verpackt von mir zur Post gebracht.

Was ist dir bei deinen Kollektionen wichtig und wie unterscheiden sie sich in ihrem Stil voneinander?

Wichtig war mir, dass man die meisten meiner Kollektionen miteinander kombinieren kann. So kommt es oft vor, dass man den Bang Bang, Bombshell! Bullet Bra mit der A little Secret High Waist Panty kauft und dazu den Bon Bondage Harness und Harness Thong als Playsuit kombiniert. Die Teile sollen nicht nur sexy sein und für besondere Anlässe getragen werden können, sondern gerade den Alltag ein bisschen glamouröser machen und die Kreativität ankurbeln.  Die Teile zelebrieren die Formen, die Kurven, die Silhouette. Es ist immer wieder spannend, wie sich der Gang, die Haltung und eigentlich die ganze Ausstrahlung der Trägerin (oder des Trägers) ändern, wenn sie in eine High Waist Panty schlüpfen oder endlich ein perfekt sitzendes Set tragen. Viele Leute assoziieren Lingerie mit Sex und Verführung, mir geht es aber in erster Linie darum, seinen eigenen Körper mit feiner Wäsche zu zelebrieren und das Selbstbewusstsein zu stärken, sodass sich ein grauer Montag gleich viel weniger grau anfühlt.

Anfangs hatte ich viele Cis Männer, die ihren Frauen Lingerie gekauft hatten, mittlerweile sind es in erster Linie Kundinnen und Kunden, die sich selbst etwas gönnen wollen und nicht nur für einen speziellen Anlass besondere Wäscheteile suchen. Oft kaufen Kund*innen dann auch guten Freund*innen Stücke von mir, damit sie das Gefühl eines neuen (Körper-)bewusstseins weiterschenken können. Ich hatte auch Kund*innen, die ihren Freundinnen Dessous gekauft haben und dann dasselbe Teil für sich selbst geordert haben. Ich finde besonders den psychologischen Aspekt von Unterwäsche super spannend.

Stilmäßig sind die Teile so konzipiert, dass man nicht nur unterschiedliche Kollektionen miteinander kombinieren kann, sondern dass auch jeder Style abgedeckt wird. Es gibt tiefsitzende Strings, Panties ohne Einfassband im Bein, hoch geschnittene High Waist Panties und Ouvert Teile für Verspielte, weiche Bügel BHs, gepaddete Push-ups (mit herausnehmbaren Pads) und bügellose Varianten. Vom schlichten Satin Set aus Bralette und Panty und dem bondage-inspirierten Harness ist für jeden etwas dabei.

Einblick in die Kollektionen von Daniela Paradeis: (von links) Bang Bang Raven, Bang Bang Bombshell, A little Secret. (Bild: Daniela Paradeis).

Gibt es Aspekte, die du im Bereich Nachhaltigkeit gerne optimieren würdest?

Ich hätte gerne eine noch nachhaltigere Alternative zu meinem Kunstleder. Die Kollektionsteile werden zwar aus Zuschneideresten einer Accessoireproduktion hergestellt, allerdings warte ich schon brennend darauf, neue, nachhaltigere Lederalternativen zu bekommen.

Unterwäsche und Bademode online zu kaufen ist immer schwierig, wenn man sich mit der Größe nicht sicher ist. Meine Retouren halten sich gottseidank absolut in Grenzen. Trotzdem würde ich gerne öfter kommunizieren, dass die Stücke tatsächlich von nur einer Person erst nach Bestellung angefertigt werden und ich daher wunderbar auf besondere (Größen-)anforderungen eingehen kann. Außerdem stehe ich immer gerne beratend zur Seite, falls man Fragen zu Styles, Kombinationen und Größen hat. Oft sind Kund*innen von Online-Großhändlern gewöhnt, dass man sich mehrere Größen bestellt und dann die nicht passenden zurückschickt. Kommt das vor, frage ich aber einfach nach und nach einer kurzen Mail ist alles klar und die Größenfrage schon vorab geklärt.

Vielen Dank für das Interview, liebe Daniela!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Daniela Paradeis stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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